Cyberangriffe, Lieferengpässe oder Personalausfälle: Eine Methode dafür zu sorgen, auch wenn alles drunter und drüber läuft, handlungsfähig zu bleiben, nennt sich Business Continuity Management (BCM). Im Deutschen oft sperrig als Betriebskontinuitätsmanagement oder Geschäftsfortführungsplan bezeichnet. Sympathischer klingt Plan B-Management. Denn darum geht es im Kern: mit professionellem Business Continuity Management bleiben KMU auch im Ernstfall handlungsfähig.
Dieser Leitfaden zeigt, wie moderne BCM-Tools (Software) und Strategien Ihr Unternehmen schützen und für Kontinuität sorgen, wenn ansonsten Chaos herrscht.
1. Was ist Business Continuity Management und wofür nutzen Unternehmen das BCM-Tool?
Business Continuity Management (BCM) stellt sicher, dass Ihr Unternehmen auch in Krisensituationen betriebsfähig bleibt. Das BCM-Tool unterstützt Sie dabei, fundierte und belastbare Notfallpläne für Ihr Unternehmen zu entwickeln, diese regelmäßig zu testen und im Ernstfall schnell und effizient umzusetzen. Durch automatisierte Funktionen wird der Planungs- und Pflegeaufwand erheblich minimiert. Die Business Continuity Software bereitet Sie auf unerwartete Störungen vor und hält einen Plan B parat, den Sie bei unerwarteten Ereignissen umsetzen können.
2. Was beinhaltet ein Business Continuity Plan?
Betrachten Sie das BCM-Tool als Versicherungspolice Ihres Unternehmens gegen unvorhergesehene externe oder interne Ereignisse. Es handelt sich um ein umfassendes Backup aus Software und Maßnahmen, die Ihr Unternehmen auf potenzielle Störungen vorbereitet, bevor diese eintreten.
Diese Lösungen reichen weit über einfache Backup-Pläne hinaus. Sie beinhalten die Erstellung detaillierter Blaupausen, die genau festlegen, wie Ihr Unternehmen kritische Funktionen während und nach Störungen aufrechterhalten oder schnell wiederherstellen kann. Dazu gehören umfassende Risikobewertungen, Auswirkungsanalysen, die Entwicklung von Notfallplänen, regelmäßige Tests sowie kontinuierliche Aktualisierungen.
3. Warum brauchen Unternehmen bzw. Organisationen einen Notfallplan?
Unternehmen können mithilfe von Business Continuity Software Schwachstellen identifizieren, kritische Funktionen priorisieren und Ressourcen präzise zuzuweisen. Moderne Lösungen integrieren sich nahtlos in andere Unternehmenssysteme – IT-Management, Sicherheits- und Compliance-Tools – um einen wirklich ganzheitlichen Ansatz für organisatorische Resilienz zu bieten. Durch die Automatisierung von Schlüsselprozessen und die Bereitstellung von Echtzeitdaten ermöglichen diese Plattformen schnellere Entscheidungsfindung und effektivere Reaktionsstrategien, wenn jede Sekunde zählt.
4. Ziele von BCM
Kernziel des Business Continuity Management ist es, sicherzustellen, dass der Geschäftsbetrieb auch bei Katastrophen-Ereignissen weiterläuft oder nach einer Unterbrechung in kürzester Zeit ohne chaotische Zustände im Unternehmen fortgeführt werden kann. Das BCM-Tool und die Maßnahmen beziehen sich auf organisatorische, technische bauliche und personelle Strukturen:
- Sicherstellung des Geschäftsbetriebs bei Krisen
- Schutz von Mitarbeitern, Daten und Reputation
- Compliance und Wettbewerbsvorteile sichern
- Ausfallzeiten minimieren: Reduzierung operativer Verluste
- Reputation schützen: Erhalt von Kundenvertrauen und Markenimage
- Schnelle Wiederherstellung: Effiziente Recovery-Prozesse

5. Der Sechs-Schritte-Rahmen: So wird BCM umgesetzt
Um den Nutzen und die Wirkung von BCM greifbar zu machen, lohnt sich ein Blick auf den typischen Ablauf. Wer versteht, wie die einzelnen Schritte zusammenspielen, erkennt schnell, warum BCM weit mehr ist als nur ein Krisenplan. Der gesamte Prozess folgt einem klar strukturierten Zyklus, der sich in sechs Schritten gliedern lässt:
Schritt 1: Risikoidentifikation
Am Anfang steht die gründliche Analyse potenzieller Bedrohungen. Alle möglichen Gefahren beziehungsweise Szenarien wie Cyberangriffe und Naturkatastrophen bis hin zu Lieferkettenunterbrechungen und menschliches Versagen werden analysiert. Diese umfassende Analyse hilft Ihnen, Schwachstellen in Ihrem Unternehmen aufzudecken.
Schritt 2: Auswirkungsanalyse
Als Nächstes bewerten Sie kritische Bereiche, um festzustellen, wie verschiedene Störungen Betrieb, Umsatz und Reputation beeinflussen könnten. Welche Systeme sind geschäftskritisch? Was kostet eine Stunde Ausfallzeit? Diese Erkenntnisse treiben Priorisierungen von Entscheidungen voran.
Schritt 3: Planentwicklung
Auf Basis der gewonnen Daten werden Kontinuitätspläne kreiert. Diese Dokumente beschreiben spezifische Verfahren, Ressourcenzuteilungsstrategien, Kommunikationsprotokolle und Wiederherstellungszeitvorgaben für verschiedene Szenarien.
Schritt 4: Implementierung & Schulung
Ein Plan ist nur so gut wie seine Umsetzung – und die gelingt nur, wenn Ihr Team genau weiß, was zu tun ist.
Schritt 5: Test & Simulation
Üben unter realitätsnahen Bedingungen macht den Unterschied: Simulationen zeigen frühzeitig, wo Pläne angepasst werden müssen – bevor es darauf ankommt.
Schritt 6: Überprüfung & Aktualisierung
Wichtig: Business Continuity Management ist kein einmaliges Projekt, sondern ein fortlaufender Prozess. Laut Bundesamt für Sicherheit in der Informationssicherheit (BSI) sollten Notfall- und Wiederanlaufpläne regelmäßig überprüft und aktualisiert werden – um auf neue Bedrohungen, technologische Entwicklungen, gesetzliche Vorgaben und interne Veränderungen angemessen reagieren zu können.
6. Praxisbeispiele
Verschiedene Sektoren nutzen Business Continuity Software, um den Betrieb aufrechtzuerhalten, wenn eine Katastrophe zuschlägt.
Finanzdienstleister: Zahlungsfluss gewährleisten
Szenario: Eine Cyberattacke legt das Online-Banking eines Kreditinstituts lahm.
Lösung durch BCM: Ein vorbereitetes Finanzunternehmen aktiviert sofort seinen Krisenreaktionsplan, informiert Kunden transparent über alternative Zugangsmöglichkeiten und stellt durch ein abgesichertes Zweitsystem den Betrieb rasch wieder her. Banken können beispielsweise bei einem Ransomware-Angriff reagieren, indem sie schnell auf Backup-Systeme umschalten, die Transaktionsverarbeitung aufrechterhält und transparent mit Kunden kommuniziert und regulatorische Anforderungen erfüllt.
Gesundheitswesen: Kontinuierliche Patientenversorgung sicherstellen
Szenario: Ein regionaler Stromausfall legt die IT-Systeme eines Krankenhauses lahm.
Lösung durch BCM: Dank klar definierter Notfallpläne und vorbereiteter Backup-Systeme kann das Krankenhaus schnell auf Notstrom umschalten, Patientendaten über Offline-Tools abrufen und die Versorgung nahtlos fortsetzen – auch bei Ausfall der digitalen Infrastruktur.
Einzelhandel / E-Commerce: Kundenzufriedenheit gewährleisten
Szenario: Durch einen Serverausfall fällt ein Online-Shop mitten im Weihnachtsgeschäft aus.
Lösung durch BCM: Ein funktionierendes Notfallkonzept ermöglicht es, den Shop über ein Ausfallrechenzentrum schnell wieder online zu bringen, Bestellungen umzuleiten und Kunden rechtzeitig über mögliche Verzögerungen zu informieren – um Umsätze zu sichern und die Kundenzufriedenheit beizubehalten.
Industrie: Produktionslinien am Laufen halten
Szenario: Ein wichtiger Zulieferer eines Fertigungsunternehmens fällt nach einem Brand plötzlich aus – zentrale Bauteile stehen nicht mehr zur Verfügung.
Lösung durch BCM: Dank einer vorausschauenden Business-Continuity-Strategie kann der Hersteller sofort auf alternative Lieferanten zurückgreifen, bestehende Beschaffungsvereinbarungen aktivieren und den Produktionsfluss schnell wieder stabilisieren. So werden Ausfallzeiten minimiert – und potenziell Millionenverluste vermieden.
Logistik / Transport: Lieferketten erhalten
Szenario: Ein Streik an einem wichtigen Hafen unterbricht globale Lieferketten.
Lösung durch BCM: Ein Logistikdienstleister mit funktionierendem BCM kann kurzfristig alternative Routen und Umschlagplätze aktivieren, Lagerbestände intelligent umverteilen und Kunden proaktiv über Änderungen informieren – wodurch Verzögerungen minimiert und Vertragsstrafen vermieden werden.
7. Die Schlüsselkomponenten eines erfolgreichen BCM
a) Business Impact Analyse (BIA): Das Fundament jeder BCM-Strategie
Die Business Impact Analyse ist das Herzstück jedes BCM-Systems (BCMS). Sie identifiziert kritische Funktionen und Prozesse und bewertet die Auswirkungen potenzieller Störungen auf finanzieller, operativer und reputationsbezogener Ebene. Außerdem ermittelt sie den Ressourcenbedarf zur Wiederherstellung der Geschäftsprozesse.
BIA-Ergebnisse helfen Ihrer IT dabei:
- Architekturpläne für Anwendungen, Daten und Infrastruktur zu entwickeln
- Anforderungen für Cloud-Migrationen zu formulieren
- Technische Schulden zu priorisieren
- Kritische SaaS-Anbieter zu identifizieren
- Redundante Anwendungen aufzuspüren
Für die Cybersicherheit ermöglicht BCMS – Business Impact Analyse:
- Die Identifikation der kritischsten Daten und Systeme
- Die richtige Priorisierung während eines Ransomware-Angriffs
b) Risikobewertung: Bedrohungen verstehen und priorisieren
Die systematische Evaluierung potenzieller Bedrohungen – seien sie natürlich, menschengemacht oder technologisch – hilft Ihnen, Risiken basierend auf Eintrittswahrscheinlichkeit und Auswirkung zu priorisieren.
Business Continuity Strategie: Der Masterplan
Diese definiert, wie Ihr Unternehmen auf Störungen reagiert. Dazu gehören:
- Backup-Systeme und redundante Infrastrukturen
- Alternative Standorte
- Remote-Work-Konzepte
- Kommunikationsstrategien
c) Business Continuity Plan (BCP): Die konkrete Umsetzung
Der BCP ist Ihr dokumentierter Aktionsplan, der folgende Elemente integriert:
- Notfallreaktionsverfahren: Wer macht was, wann und wie?
- Kommunikationspläne: Wie informieren Sie Mitarbeiter, Kunden und Partner?
- Wiederherstellungsschritte: Schritt-für-Schritt-Anleitungen für kritische Funktionen
- Krisenmanagement: Führungsstrukturen und Entscheidungsprozesse
- Disaster Recovery: IT-spezifische Wiederherstellungsverfahren
- Reputationsmanagement: Maßnahmen zum Schutz der Unternehmensreputation
d) BCM-Schulungen: Vorbereitung macht den Unterschied
Regelmäßige Schulungen, Übungen und Simulationen stellen sicher, dass alle Beteiligten ihre Rollen kennen und die Pläne funktionieren. Tabletop-Übungen und realistische Szenarien decken Schwachstellen auf, bevor der Ernstfall eintritt.
8. Standards und Frameworks: Der regulatorische Rahmen
ISO 22301: Der internationale Standard
Die ISO 22301 ist der weltweit anerkannte Standard für Business Continuity Management Systeme (BCMS). Er bietet einen strukturierten Rahmen für die Implementierung, Wartung und kontinuierliche Verbesserung von BCM.
BSI-Standard 200-4: Die deutsche Perspektive
Der modernisierte Standard 200-4 des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) löst den alten BSI-Standard 100-4 ab.
„Ein angemessenes Business-Continuity-Management (BCM) ist sowohl bei kleineren und mittleren als auch großen Institutionen sinnvoll. Daher richtet sich dieser Standard an alle Institutionen. Er bietet eine individuell anpassbare, ressourcenschonende und zielführende Methodik, um ein eigenes BCM aufzubauen und zu betreiben.“ (bsi.bund.de)
Die wichtigsten Verbesserungen durch BCM-Maßnahmen und BCM-Tool
- Praxisnäher: Stärkere Orientierung an realen Unternehmensszenarien
- Modularer: Flexiblere Anpassung an individuelle Anforderungen
- Kompatibel: Synergie mit ISO 22301 ermöglicht parallele Nutzung
Implementierung nach BSI 200-4:
- Initialisierung und Leitlinie erstellen
- Organisationsstruktur aufbauen
- Kritische Geschäftsprozesse identifizieren (BIA)
- Risikoanalyse durchführen
- Kontinuitätsstrategien entwickeln
- Notfallpläne erstellen und testen
- Kontinuierliche Verbesserung etablieren
Ab dem 1. Januar 2026 sind ERM-Führungskräfte verstärkt in der Pflicht, aktuelles Business Continuity Management bzw. Business Continuity Software vorzuweisen und deren Wirksamkeit nachzuweisen.
9. Risiken ohne aktuellen Business Continuity Plan?
Unternehmen mit unzureichenden oder veralteten BCPs setzen sich erheblichen Risiken aus:
- Größere Störungen mit längeren Ausfallzeiten
- Finanzielle Verluste durch Betriebsunterbrechungen
- Rechtliche Konsequenzen einschließlich Geldstrafen
- Reputationsschäden und Vertrauensverlust
- Angespannte Beziehungen zu Geschäftspartnern und Mitarbeitern
- Gefährdung der Betriebsfähigkeit des Unternehmen
10. BCM-Verantwortliche im Mittelstand
In mittelständischen Unternehmen liegt die Verantwortung für BCM typischerweise bei:
- Geschäftsführung: Strategische Verantwortung und Ressourcenallokation
- ERM-Leiter: (Enterprise Risk Management): Operative Umsetzung und Koordination
- IT-Leitung: Technische Implementierung und Disaster Recovery
- Fachbereichsleiter: Input zu kritischen Prozessen und Mitarbeitertraining
11. Vorteile für mittelständische Unternehmen
Gesteigerte Widerstandsfähigkeit (Resilienz)
Das BCM-Tool transformiert Ihr Unternehmen von einem reaktiven zu einem proaktiven Akteur. Sie können Störungen nicht nur überstehen, sondern gestärkt daraus hervorgehen.
Schutz kritischer Assets
Know-how, Kundendaten, geistiges Eigentum und Betriebsgeheimnisse werden durch strukturierte Schutzmaßnahmen gesichert.
Wettbewerbsvorteile
Während Wettbewerber bei Krisen straucheln, können Sie weiter liefern und Marktanteile gewinnen.
Vertrauensbildung
Kunden, Partner und Investoren schätzen nachweisbare Resilienz – BCM wird zum Verkaufsargument.
12. So starten Sie sicher ins Jahr 2026 mit einem BCM-Tool
Wie geht Ihr Unternehmen mit Business Continuity Management um? Haben Sie bereits eine Software implementiert oder evaluieren Sie Optionen? Teilen Sie Ihre Erfahrungen und schreiben Sie uns bei etwaigen Fragen. Unser erfahrenes GRC-Experten-Team hilft Ihnen gern weiter!
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